Die Dorfmarker Martinskirche

Bereits im Jahre 1006 wird in einer Schenkungsurkunde des Kaisers Heinrich des II. ein Kaplan in Dorfmark genannt.
Thieodorico- so ist der Name- wird unter anderen Gütern auch ein Hof geschenkt, dessen Name mit „Tormarka“ angegeben wird. Ob damals bereits eine Kapelle (aus Holz?) in Dorfmark stand , lässt sich noch nicht nachweisen. Eine Grabung könnte vielleicht darüber einmal Aufschluss geben. Sicher ist, dass um 1350 eine gotische Kirche in Dorfmark gestanden hat. Im Jahre 1708 wurde die Kirche neu erbaut, nachdem die gotische Kirche so schwer beschädigt war, dass sie nach den damaligen Verhältnissen nicht wieder herzurichten war. Beim Umbau der Kirche im Jahre 1965 waren die Grundmauern der alten gotischen Kirche klar erkennbar. Auch wurden gotische Gewölberippen gefunden, die man als Bauschutt zur Ausfüllung von Hohlwänden verwendet hat.
Aus dieser gotischen Kirche stammen noch das Taufbecken aus dem Jahre 1465, sowie der gotische Schnitzaltar, der nach dem Urteil von Fachleuten, in der Zeit um 1470 entstanden sein soll. Leider liegen keine schriftlichen Nachrichten mehr aus dieser Zeit vor. Nach einer Notiz aus einem 1640 begonnenen Kirchenrechnungsbuch hat 1640 oder 1642 schwedische Einquartierung sämtliche Register und Briefe zerstört. Auch wurde das damalige Pfarrhaus niedergebrannt.

1. urkundliche Erwähnung 1380/81 „dat Kerkspel to dorpmarke“ (Kirchspiel Dorfmark).

Schriftliche Quellen über die Kirche im Mittelalter sind kaum vorhanden.

An der Nordseite steht die heutige Kirche auf den Grundmauern der Vorgängerkirche, was sich beim Umbau der Kirche herausstellte und durch Fotos belegen lässt. In alten Rechnungen von 1640 – 1704 über Reparaturen finden wir Hinweise auf ihre Beschaffenheit.

Die alte Kirche war 3,20m schmäler als die jetzige Kirche. Dies geht aus den Bauakten der heutigen Kirche hervor.

Die alte Kirche hatte einen hohen steinernen Turm. Dieser war nach dem Dreißigjährigen Krieg durch Fundamentauswiche und Blitzschlag beschädigt, aber zum Teil noch bis 1707 vorhanden.

  • 1528 wurde die Reformation in Dorfmark durch Jürgen von der Wense, ein Gefolgsmann des Herzogs „Ernst der Bekenner“, eingeführt. (Herzog von Lüneburg – Braunschweig)
  • 1534 Johann Krutzmann war der 1. evangelische Prediger in Dorfmark.
  • 1540 hat es bereits eine Orgel gegeben. In der Kirchenrechnung aus diesem Jahre heißt es: „hebbe wy unser orgelwerk gebetern laten“, oder auch „vor pfeth tho den belgen tho smeren“.
  • 1640 hat es eine Turmuhr gegeben. In der Kirchenrechnung aus diesem Jahr heißt es: “for Baumöl zum Seiger“ (Seiger = Uhr)
  • 1646 wird ein „Schloss for die Seigerkammer“ angeschafft. Auch die Turmuhr hat den Dreißigjährigen Krieg überlebt und muss funktionsfähig gewesen sein.
  • 1649 wird das altertümliche Wort Seiger durch das moderne Wort Uhr ersetzt.
  • 1708 Neubau unserer Martinskirche. Am 01.07.1707 wurde ein Baukontrakt (Vertrag) mit Hans-Jürgen Fischer, Hof-Maurermeister zu Celle, geschlossen.

An der Südseite (Forellenbach) wurde die Kirche um 11 Fuß = 3,20m verbreitert und ein Fundament von 11 Fuß = 2,90m Tiefe gebaut. Die Verbreiterung erwies sich, trotz des 2,90m tiefen Fundamentes der Mauer, als nicht ungefährlich. Schon bald wurden Risse und Auswiche im Kirchengewölbe festgestellt.

  • 1769 wird durch Anbringung von 4 Eichenbalken 49 Fuß = 14,20m lang und ein Fuß = 29cm im Quadrat der Schaden behoben. Zimmermeister Elling aus Fischendorf führte die Arbeiten aus. Die Eichenbalken überspannen noch heute das Kirchenschiff.
  • 1850 steht in den Kirchenrechnungen immer wieder die Anmerkung: Die hiesige Kirche ist 1708 erbaut und wird mit eigenen Mittel mit Bau und Besserung erhalten.
  • 1851/52 wurde eine tiefgreifende Umgestaltung der Kirche durchgeführt. Das eingesunkene Pflaster im Altarraum, in den Gängen und im Bereich des hinteren Eingangs wurde aufgenommen. Im Altarbereich durch Sollinger – Steinplatten ersetzt. Die Stufen zum Chorraum, die aus Eichenbalken bestanden, wurden durch Steinstufen ersetzt.

Die Emporen auf der Südseite wurden erneuert und auf der Nordseite umgebaut.

Im Altarraum wurden 4 alte Grabplatten, die jetzt an den Außenwänden der Kapelle in Wense angebracht sind, entfernt. Die auf den Grabplatten dargestellten Mitglieder der Familie von der Wense sind in der Gruft unter dem Altar beigesetzt.

Die Kirchenbänke, die auch im Bereich des Altarraumes erweitert wurden, sind perlweiß gestrichen worden.

Der Haupteingang nach Norden (Kirchturm) wurde mit einer doppelten Schwingtür versehen. Finanziert wurden die Arbeiten durch Sammlungen, die in den Jahren 1849 – 1850 durchgeführt wurde.

Auch damals gab es schon eine Baukostenüberschreitung. Daher mussten bei Gesamtkosten von 552 Rtl (Reichstaler) eine Beihilfe von 114 Reichstaler vom Konsistorium erbeten werden. Die Entfernung des gotischen Schnitzalters und die Aufstellung eines recht anspruchslosen Altars an seiner Stelle ist uns heute völlig unverständlich, entsprach aber dem damaligen Zeitgeschmack. Der gotische Schnitzaltar wurde entfernt. Er lag später in der Kirche unter der Treppe. Er wurde durch einen Altar ersetzt, der von dem Tischlermeister Wilhelm Rauch aus Soltau gefertigt wurde. Teile dieses Altares sind rechts hinter der Kanzel angebracht. Das Kruzifix in der Sakristei hat ein Kaufmann Lose aus Hannover geliefert.

  • 1860 wurde die Sakristei erbaut. Sie war zuvor ein Fachwerkbau der sehr baufällig war.
  • 1880/81 standen erneut Renovierungsarbeiten an.

In der Dienstzeit von Pastor Georg Haccius (1879 – 1887) wurde die Kirche erneut renoviert – restauriert. Durch Umgestaltung und Erweiterung der Emporen und Anbringung von Klappsitzen wurden zusätzliche Sitzplätze geschaffen. Die kalte Farbgestaltung von 1851/52 wurde durch wärmere Farben ersetzt. Alle Arbeiten standen unter der Aufsicht von Konsistorialbaumeister Haase aus Hannover, der neben vielen Kirchen auch am Bau des Hauptbahnhofes in Hannover beteiligt war.

Der Triumphbogen wurde damals abgehobelt und von einem Maler „Schager“ aus Hannover nach Entwürfen von Baumeister Haase neu bemalt. Zur Altarseite mit den Erzengeln Michael und Gabriel und zur Westseite mit den Aposteln Petrus und Paulus.

Das Kruzifix auf dem Triumphbogen wurde ebenfalls restauriert. Auf der Rechnung steht der lapidare Satz: „Christus repariert und mit einem Lattenverschlag nach Dorfmark gesandt“.

Die Kanzel wurde 1880 von dem Kunsttischler Rudolf Tannhäuser aus Schwarmstedt, die vier Evangelisten wurden im Henriettenstift in Hannover gefertigt.

  • 1890 wurde die Kirche von außen mit einem Zementputz versehen, der 1964 bei der Kirchenrenovierung sich als so schadhaft erwies, dass er ganz entfernt werden musste. Die heutige Feldsteinstruktur entspricht dem Charakter der Kirche weit besser als die imitierten Steinquader aus Zementputz.
  • 1909/10 wurde der Anbau der Kirche im Westen errichtet, der die hinteren Ausgänge und die beiden Treppenaufgänge zu den Emporen führt.
  • 1964/65 wurde die Kirche erneut umgestaltet. Eine Heizung wurde eingebaut, die Orgelempore abgetragen, die darunter liegende Empore verbreitert und die Orgel auf die jetzige Empore gestellt. Der Altar wurde restauriert, wobei man sich bemühte, die Übermalung von1880 zu entfernen, um die mittelalterliche Farbgestaltung wieder herzustellen. Der Fußbodenbelag in der Kirche wurde erneuert. Ferner erhielt die Kirche eine neue Beleuchtungsanlage und einen neuen Innenanstrich.

Wie bereits erwähnt, wurde der Zementputz von 1890 entfernt und die alte Feldsteinstruktur der Außenwände wiederhergestellt.

Auch das Dach wurde neu gedeckt. Ebenso der Glockenturm, dessen Fundament schadhaft war, wurde renoviert.
 

Der gotische Altar von 1470 – 1475

(Die Datierung stammt von dem Restaurator Brüggemann aus Winsen / Luhe, der den Altar 1965 restauriert hat.)
Der Altar war ursprünglich ein Flügelaltar, auf dem die Leidensgeschichte Christi dargestellt ist. Er wurde auch nach dem Kirchenbau von 1708 in der Kirche belassen, jedoch wenig geschätzt. Das bezeugt eine Notiz in der Pfarrchronik Dorfmark unter dem Jahre 1750: „Wir haben noch ein altes Altar aus der Zeit des Papsttums, es soll abgetan werden“. Dies geschah dann auch im Jahre 1852. Der gotische Altar wurde unter die Treppe in der Kirche verbannt. Bei der Neufassung hat der Altar sein jetziges Aussehen bekommen. Reste der Figuren der Flügel sind unter dem Kreuzigungsbild untergebracht. (Bischofsfiguren, Gethsemane). Die Auferstehungsdarstellung oberhalb der Kreuzigungsszene ist damals neu geschaffen worden, außerdem sind einige Figuren ergänzt worden, so das Gesicht der Maria unter dem Kreuz.
Der Altar der Dorfmarker Kirche ist dem hl. Ulrich geweiht. St. Ulrich war der Bischof von Augsburg, der sich als Reichsfürst und Bischof bei Einfällen der Ungarn um sein Bistum und deren Bewohnern verdient gemacht hat. Im Altar der Dorfmarker Kirche müssen sich auch Reliquien des hl. Ulrich befinden.(Reliquien im weitesten Sinne ist alles, was an den Heiligen erinnert). Eine der Bischofsfiguren des Dorfmarker Altars stellt den hl. Martin dar.
Der hl. Martin von Tours war der Heilige der Franken und Patron des Erzstiftes Mainz. Die Dorfmarker Kirche ist dem hl. Martin gewidmet.
 

Die Taufe der Dorfmarker Martins-Kirche

Das Taufbecken aus dem Jahre 1465.
Diese Jahreszahl ist auf dem Taufbecken festgehalten und steht unter der Inschrift: „Neyn Minsche hir up Erden mag an de Döpe selig werden, de Döpe den Minschen also verklaret dat he to Gode upfahret“. (Kein Mensch hier auf Erden kann ohne die Taufe selig werden, die Taufe macht den Menschen so rein, dass er zu Gott auffährt).
Das Taufbecken ist unvollständig. Es hatte einen Deckel bzw. Aufsatz und es stand auf einem Ring, in den die Trägerfiguren des Taufbeckens einrasteten. Der das Taufbecken tragende Ring mag ähnlich ausgesehen haben wie der jetzige, der 1967 nach altem Muster gegossen wurde. Der Deckel des Taufbeckens hat den Dreißigjährigen Krieg nicht überlebt. Er wird nach oben spitz zugelaufen sein und an seiner Spitze entweder eine Krone oder eine Taube (Symbol des Heiligen Geistes) getragen haben.
1675 hat nach der Kirchenrechnung Johann Wrigge Geld bekommen „das Schling zu legen den Taufdeckel zu heben und das Schap in der Kirche zu flicken und den Beichtstuhl zu bessern“. Diese Reparaturarbeiten am Deckel des Taufbeckens werden denselben wohl so ruiniert haben, dass man schließlich auf ihn verzichtete und seine Reste bei einem Glockenguss in Zahlung gab.
Bei der Taufe wurden damals die Kinder ganz ins Wasser eingetaucht, daher die Größe des Taufbeckens. Die Taufe erfolgte meistens in der ersten Woche nach der Geburt. Die 4 Träger der Taufe bedeuten die 4 Paradiesströme Pischon, Gihon, Tigris und Eufrat.
Taufbecken, Altarleuchter und Altar zeugen von einer reichen Ausstattung der mittelalterlichen Kirche in Dorfmark. Der Dreißigjährige Krieg wird auch an unserer Kirche nicht spurlos vorübergegangen sein, doch hat auch vieles den Dreißigjährigen Krieg überlebt.

Der Glockenturm

Der Glockenturm wurde nach neuester Untersuchung von Dr. Stefan Amt im Januar 2009, nach einer dendrochronologischen (Kernbohrung) Untersuchung, auf ein Alter von knapp 500 Jahren festgelegt. 1519 wurde der Glockenturm gebaut. Die älteste Glocke wurde 1765 vor Ort gegossen mit der Inschrift: Mein Klang ruft dich zum Kirchgang, hört Gotteswort mit Lobgesang. Durch Feuer floss ich, Johann Christoph Hantsch aus Lüneburg goss mich. 14.August 1765.